Weihnachtslieder


Weihnachtskantate

Heil der erkornen - wieder gebornen
Irdischen Welt!
Göttlicher Gnade - bahnet die Pfade
Christus, der Held.
Auf ihr Geschlechter - neuer Verfechter
Jesus erschien!
Einen Berater - hat euch der Vater
Gnädig verliehn.

Uns hat geträumt ein Engel sprach:
Vergeben sei heut und vergessen
Was je die ganze Welt verbrach,
Und allen Freude zugemessen.
Gott-Vater kam in seinem Sohn
Und bracht' das Heil der Welt zur Erde,
Dass sie als Schemel seinem Thron
Mit jedem Tage werter werde.

So kam das Heil der Welt zur Erde nieder
In dem Erlöser aller Schuld Vernichter;
So kehrt er heut und alle Jahre wieder
Im Strahlenglanz der hellen Weihnachtslieder.

Und so im Geist an unsers Heilands Wiege
Nahn wir andächtig, mit gefalteten Händen
Und flehen: Herr verhilf dem Recht zum Siege
Und lass die Glaubenskämpfe friedlich enden!

Heil der erkornen - wieder gebornen
Irdischen Welt!
Göttlicher Gnade - bahnet die Pfade
Christus, der Held.
Auf ihr Geschlechter - neuer Verfechter
Jesus erschien!
Einen Berater - hat euch der Vater
Gnädig verliehn.

Karl Stelter


Weihnachtslied

In Todesschatten wallte
Die Welt so unruhbang;
Kein Liebeswort erschallte,
Kein Lebenswort erklang.

Sie gingen im Gewirre
Unfriedlich, kalt und tot,
Und in die dunkle Irre
Schien, ach! Kein Morgenrot.

O Herz, du musst verzagen,
Das einsam harrt und bangt,
Es will das Licht nicht tragen,
Nach dem dich so verlangt!

O Herz du musst verzagen,
In Sehnsucht untergehn,
Es will der Stern nicht schimmern
Herab von Himmelshöhn!

So klang es in der Stille,
So lebt es in der Brust,
Da brach durch blaue Hülle
Hervor die Himmelslust.

Da flammt er ob den Tristen,
Des Heilands Morgenstern,
Da zeugen's alle Schriften.
Es ist der Glanz des Herrn!

Und zu den Himmeln sehen
Sie alle froh empor!
Und: Ehre in den Höhen!
So schallt's im Engelchor.

Der Friede, der verloren,
Er wird euch heut zuteil:
Der Heiland der Erkoren,
Kommt euch zu eurem Heil!

August Stöber


Das Wiegenlied der Mutter Gottes

Maria und Joseph,
Wie ziehn sie geschwinde
Durchs Wüstental
Mit dem göttlichen Kinde,
So bleiern die Wolken,
So glühend die Luft!
Und giftige Schwaden
In Höh' und in Kluft!
Im glühheißen Sande
Mit silberner Welle
Auf Meilenweite
Nicht Bach noch Quelle!

Und durch die Dünste
So trüb und rot
Die Abendsonne
Wie winkender Tod!
Das Kindlein erwacht;
Die Lippen so trocken,
Mit Staub überrieselt
Die goldigen Locken!
So glutdurchzittert
Der Wüstenwind!
Da weint und wimmert
Das himmlische Kind.

Nun zieht an die Brust
Die Mutter den Kleinen
Und spielt und lächelt
Und stillt sein Weinen;
Und zart und leise
Die Luft durchzieht
Von ihren Lippen
Ein Wiegenlied.
Das klingt so süß
Wie Windesgeflüster,
Wie himmlische Sänge.

Das flutet so wonnig
Durch Tal und Kluft,
Da regt sich die starre,
Die trotzige Luft.
Das weinende Kind
Sie kühlend umfächelt,
Bis sanft und holdselig
Sein Aug' wieder lächelt.
Die Sonne will lauschen
Der süßesten Frau,
Da stiebt auseinander
Der Wolken Grau.

Die giftigen Dünste
Entweichen geschwinde,
Und azurner Himmel
Nun lächelt dem Kinde.
Und darüber der Sonne
Stillfreundliches Gold
In rosigen fluten
Den Schleier entrollt.
Und tief unterm Sande,
Dem todesschwülen,
Da sitzt ein Quellchen
Gemächlich im Kühlen.

Doch wie die Klänge
Ihm treffen das Ohr,
Da bricht es im Sturme
Gewaltsam hervor.
Es möchte so gerne
Der Jungfrau zu Füßen
Mit silbernen Wellen
Die Reine grüßen
Und leis ihr berichten
Vom kühlen Grund,
Von schlummernden Blüten
Und Kieferlein bunt.

Am liebsten doch möchte' es
Dem göttlichen Knaben
Die brennenden Lippen
In Ehrfurcht laben.
Und bei dem Quellchen
Im traulichen Heim
Von Blumen und Gräsern
Schläft manch ein Keim.
Dem kündet das Quellchen
Die Mär geschwinde
Von der herrlichen Frau
Und dem süßesten Kinde.

Da stürmt es nach oben
In raschem Lauf,
Da hebt sich im Sande
Manch Köpfchen auf,
Zum Teppich sich webend
Dem Fuß der Reinen,
Dass sanft sie ruhe
Mit ihrem Kleinen.
Und eine Palme
Steht dorr und kahl
Und blitzzerborsten
Im Abendstrahl.

Die hört die Klänge
So süß entschweben
Und fühlt vor Entzücken
Ihr Herz erbeben.
Die sonst nur lauschte
Der Stürme Groll,
Ihr wird so selig,
So hoffnungsvoll.
Die dorren Hafern
Durchzieht ein Sehnen
Schon fühlt sie's mächtig
Sich heben und dehnen.

Schon schwillt es und treibt es
Am Stamme hervor,
Von Blättern und Blüten
Ein wallender Flor.
Und köstliche Früchte
Dazwischen schwanken,
Zur Erde sich neigend
An zitternden Ranken.
Sie bieten als Labung
Sich lieblich und lind
Der süßesten Mutter,
Dem süßesten Kind.

Und die Englein im Himmel
Sie steigen hernieder
Und singen der Jungfrau
Holdselige Lieder,
Und fächeln und jauchzen
Dem Kindelein.

Da lächelt der Kleine
Und schläft wieder ein.
Und leise singt es
Und klingt durch die Auen:
"Im reinen Schoße
Der himmlischen Frauen,
Du Kindlein, so sonnig,
So freudenvoll,
Wir haben Wache;
Schlaf wohl, schlaf wohl!"

Hedwig Dransfeld


Weihnachtslied

Empor zu Gott mein Lobgesang!
Er, dem das Lied der Engel klang,
Der hohe Freudentag ist da!
Lob singet ihm! Halleluja!

Vom Himmel kam in dunkler Nacht,
Der uns das Lebenslicht gebracht!
Nun leuchtet uns ein milder Strahl,
Wie Morgenrot im dunklen Tal.

Er kam, des Vaters Ebenbild,
Vom schlichten Pilgerkleid umhüllt,
Und führet uns mit sanfter Hand,
Ein treuer Hirt, ins Vaterland.

Er, der dort oben herrlich thront,
Hat unter uns, ein Mensch, gewohnt,
Damit auch wir ihm werden gleich
Auf Erden und im Himmelreich!

Einst führet er zur Himmelsbahn
Uns, seine Brüder, auch hinan,
Und wandelt unser Pilgerkleid
In Sternenglanz und Herrlichkeit.

Empor zu Gott, mein Lobgesang!
Er, dem der Engel Lied erklang,
Der hohe Freudentag ist da!
Ihr Christen singt: Halleluja!

Friedrich Adolph Krummacher


Weihnachtslied

Des Ewigen und der Sterblichen Sohn
Er tut den ersten Schritt ins Heiligtum,
Er wir geboren!

Bald wird er ins Allerheiligste gehen
Zum hohen Kreuz, zur Nacht, zum Blutaltar,
Zum Todeshügel!

Im Weltgericht geht er wieder heraus.
Dann sinkt vor ihm der Vorhang, und enthüllt
Was war, und sein wird!

Du furchtbarer! Und du weinendes Kind!
Was soll ich tun, in dem Gericht zu stehn,
Das du dann richtest?

Der Ringende nur erkämpfet den Lohn!
Eng ist die Pforte! Schmal der hohe Weg
Zu deinem Heile!

Oh, der in das Allerheiligste ging,
Vollender! Gottversöhnender! Führe du
Den Weg mich!

Friedrich Gottlieb Klopstock


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