Weihnachtsgrüße


Die Christblum' blüht in Wintertagen

Die Christblum' blüht in Wintertagen
recht auf zur heil'gen Festeszeit,
sie soll den Blumengruß dir sagen
zum lieben Weihnachtsfeste heut'.

Auf blütenhelle Frühlingsaue,
wie auf den winterlichen Schnee,
blickt uns das Himmelszelt, das blaue,
ein Trost in jedes Erdenweh.
Durch all' der Weihnacht frohes Leben
du süße Blum' verkünden wirst,
daß uns ein Kind, ein Sohn gegeben,
der "Wunderbar" und Friedefürst.

Ottilie Wildermuth


Kein Blümchen blüht im Garten mehr

Kein Blümchen blüht im Garten mehr,
das unser Herz erfreuet;
verstummt ist längst der Vögel Heer,
das Feld ringsum beschneiet.

Doch bringt der raue Wintersmann
Auch manche schöne Freude,
und wer es nur erwarten kann
dem brennt ein Bäumchen heute!

So mag's denn draußen frieren, schnei'n,
im Stübchen hier ist Frieden,
und reiche Gaben, groß und klein,
hat Liebe mir beschieden.

Drum klopft vor Freude mir das Herz
Und dank für eure Liebe,
entfernt von euch sei jeder Schmerz
und euer Blick nie trübe.

Und tat ich oft mit leichtem Sinn
Nicht immer, was ich sollte,
so nehmt den guten Willen hin,
der euch nie kränken wollte.

Ernst Anschütz


Zu einem Schlafrock

Das scheint ein schläfrig Angedenken:
Zu Weihnacht einen Schlafrock schenken!
Doch führet dieser gute Kittel
Ja ganz im Unrecht seinen Titel.
Du sollst ihn nicht zum Schlafen tragen,
nein, nur zu häuslichem Behagen,
daß er im Kämmerlein, im stillen,
bequem und warm dich soll umhüllen.
Darum verschmäh' nicht das Gewand,
(das alte ist im bösen Stand!)
Und möge er dir lieber sein
Als Tand und bunte Stickerei'n.

Ottilie Wildermuth


Zu einem Kleide

Lass du nur in Samt und Seiden,
liebes Mütterlein, dich kleiden!
Nicht zu eitel Prunkgelagen,
nur zu Fest und Freudentagen,
welche dir in deinem Leben
Gott der Herr noch oft mag geben!
Hast dich selber stets vergessen,
darum nenn es nicht vermessen,
wenn in Sammet und in Seiden
dich die Kinder wollen kleiden.

Ottilie Wildermuth


Zu einem warmen Kleidungsstück

Weil du zuerst im Mutterarm
uns hast getragen, weich und warm
weil du manch' kalte Winternacht
dich um den süßen Schlaf gebracht,
um in des weichen Bettleins Ruh'
die Kinderlein zu decken zu, -
so mögst du heute uns vergönnen,
obwohl wir's nicht vergelten können,
daß für den Winter in der Stille
wir bringen eine warme Hülle,
um dich in ihren weichen Falten
an kalten Tagen warm zu halten.
Nimm's freundlich! Sei nicht eingedenk,
daß so prosaisch das Geschenk;
denk' daß schon oft die Liebe lieh
der Prosa ihre Poesie.

Ottilie Wildermuth